Helmichs Biologie-Lexikon

Phänotyp

Unter dem Phänotyp versteht man nicht nur das äußere Erscheinungsbild eines Individuums (Kopfform, Augenfarbe, Fingerabdruck), sondern auch sein Verhalten (jähzornig, ruhig, ängstlich, mutig) und seine Physiologie (hoher Blutdruck, Vorhandensein einer Stoffwechselerkrankung, Fehlfunktion eines bestimmten Enzyms, Kurzsichtigkeit, Gehörschwäche etc.).

Tier- und Pflanzenzüchter können bestätigen, dass bei allen Arten jedes Individuum unterschiedlich ist.

Zwei Rassetauben, auch wenn sie sich sehr ähnlich sehen, sind untereinander niemals vollkommen gleich, sie unterscheiden sich immer in mehreren Merkmalen. Auch zwei rote Rosen der gleichen Rasse unterscheiden sich in irgendwelchen Merkmalen - man muss nur sorgfältig genug suchen.

Der Phänotyp eines Individuums hängt von zwei Faktoren ab: Dem Genotyp und der Umwelt. Dies zeigen auch Forschungen an eineiigen Zwillingen, die in getrennten Umwelten aufgewachsen sind.

Eineiige Zwillinge haben den gleichen Genotyp, d.h. die gleichen Allelkombinationen. Sie sind aus einer befruchteten Eizelle hervorgegangen sind, die sich sehr früh durchgeschnürt hat. Eineiige Zwillinge sehen sich so ähnlich, dass selbst ihre Eltern manchmal Schwierigkeiten haben, sie auseinander zu halten. Auch vom Verhalten oder in ihrer Physiologie gleichen sich eineiige Zwillinge völlig.

Wachsen eineiige Zwillinge in verschiedenen Umwelten auf, weil sie zum Beispiel als Babys getrennt worden sind, so sind ihre Phänotypen im Erwachsenenalter mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr identisch.

Sie unterscheiden sich in Körpergewicht, Bauchumfang, Tönung der Hautfarbe und anderen Merkmalen. Auch ihre physiologischen Werte, z.B. der Blutdruck oder der Cholesterinspiegel, können sich unterscheiden. Das liegt eindeutig daran, dass sie in verschiedenen Umwelten gelebt haben. Andere Merkmale wie zum Beispiel die Körpergröße scheinen nicht so anfällig für Umwelteinflüsse zu sein.

Auf der Seite über Reaktionsnorm finden sich noch weitere interessante Einzelheiten über den Phänotyp.