Helmichs Biologie-Lexikon

Actin

Das Protein Actin

Actin ist ein wichtiger Bestandteil des Cytoskeletts eukaryotischer Zellen und bildet die Actin-Filamente.

Cytoskelett

Das Cytoskelett wird auf dieser Lexikonseite ausführlich beschrieben.

Primärstruktur

Die Primärstruktur von Actin wurde 1973 von Elzinga et al. aufgeklärt. Das Actin-Molekül besteht aus 374 Aminosäuren und hat eine molare Masse von ca. 42 kD. Der N-Terminus enthält vorwiegend saure Aminosäuren, der C-Terminus hauptsächlich basische.

Actin ist evolutionsbiologisch gesehen hochkonservativ, das heißt, es hat sich im Laufe der Evolution so gut wie nicht in seiner Aminosäure-Sequenz verändert. Die Actin-Gene von Algen und Menschen stimmen beispielsweise zu 85% in ihrer Basensequenz überein [5].

Tertiärstruktur

Actin-Monomere (auch als G-Actin bezeichnet, wegen der globulären Struktur) bestehen aus zwei Domänen mit je zwei Unterdomänen [5]:

Actin besteht aus zwei Domänen mit je zwei Unterdomänen
Ajpolino, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Zwischen diesen beiden Domänen befindet sich ein Spalt, in den sich ATP- und ADP-Moleküle sowie Ca2+-Ionen setzen können. Das gebundene ATP bzw. ADP stabilisiert die Tertiärstruktur des G-Actins, ohne gebundenes ATP oder ADP denaturiert das Protein sehr schnell.

Die exponierten Bereiche der Unterdomänen 2 und 4 bilden das Plus-Ende des G-Actins, die exponierten Bereiche der Unterdomänen 1 und 3 das Minus-Ende. Das Plus-Ende wird im Englischen oft als "Barbed end" bezeichnet, das heißt so viel wie "mit Widerhaken versehen". Mit diesen "Widerhaken" kann sich ein G-Actin-Monomer in das Minus-Ende eines anderen Monomers einhaken [5].

Filamentbildung
Actin-Filamente

Die Bildung von Actin-Filamenten ist auf dieser Lexikon-Seite ausführlich beschrieben, auch die Rolle von ATP und ADP bei der Filament-Bildung wird erläutert. Wer all diese Detail-Informationen nicht benötigt, liest einfach auf dieser Seite den folgenden Abschnitt.

Jedes Actin-Molekül hat zwei Enden, die als Plus- und Minus-Ende bezeichnet werden. Mit Hilfe dieser beiden Enden kann sich ein Actin-Molekül an ein anderes heften und so lange Fäden bilden, die sogenannten Actin-Filamente. Das folgende Bild zeigt die Bildung eines solchen Actin-Filaments in drei Schritten:

"Wanderung" eines Actin-Moleküls durch das Actin-Filament
Autor: Ulrich Helmich 2023, Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Das rot markierte G-Actin-Molekül setzt sich zunächst an das sogenannte Plus-Ende des Actin-Filaments (im Bild rechts). Im Laufe der nächsten Millisekunden lagern sich weitere G-Actin-Monomere an das Filament an, das markierte G-Actin-Molekül "wandert" dadurch in Richtung Minus-Ende. Auf dem dritten Bild ist es schon ziemlich weit in die Nähe des Minus-Endes gekommen. Einige Millisekunden später befindet sich das markierte Monomer am Minus-Ende des Filaments und löst sich dann wieder von diesem. Es kann dann in ein neues Actin-Filament eingebaut werden.

In der Abbildung sind die drei Stadien räumlich versetzt eingezeichnet worden. Das hat den ganz einfachen Grund, weil sich das Actin-Filament tatsächlich auf diese Weise fortbewegt, es wandert durch ständiges Wachstum am Plus-Ende und gleichzeitiges Auflösen am Minus-Ende von links nach rechts.

Quellen:

  1. Plattner, Hentschel. Zellbiologie, 5. Auflage. Stuttgart 2017.
  2. Savada, Hillis, Heller, Hacker: Purves Biologie, Springer Verlag Deutschland 2019, 10. Auflage. Herausgegeben von Jürgen Markl.
  3. Alberts, Bruce et al. Molekularbiologie der Zelle, 6. Auflage, Weinheim 2017.
  4. Urry, Cain, Wassermann, Minorsky, Reece. Campbell Biologie, Hallbergmoos 2019, 11.Auflage.
  5. engl. Wikipedia, Artikel "Actin".
  6. Alberts, Bruce et al. Lehrbuch der Molekularen Zellbiologie, 5. Auflage, Weinheim 2021.
  7. Berg, Tymoczko, Gatto jr., Stryer: Stryer Biochemie, 8. Auflage, Springer Berlin Heidelberg 2018.
  8. Kadereit , Körner, Nick, Sonnewald: Strasburger - Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften, 38. Auflage, Springer Berlin Heidelberg 2021.