Helmichs Biologie-Lexikon

Heterokontophyten

Merkmale

Zu den Heterokontophyten gehören viele allgemein bekannte Algen wie die Kieselalgen, die Braunalgen und viele mehr. Insgesamt gibt es über 15.000 Arten, die in 15 bis 17 Klassen eingeordnet werden.

Heterokontophyten (Dinobryon sp.) unter dem Lichtmikroskop
ja:User:NEON / commons:User:NEON_ja, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons

Begeißelung

Die wichtigste und namensgebende Gemeinsamkeit all dieser verschiedenen Algen ist die heterokonte Begeißelung der Zellen. Die eine Geißel ist sehr lang und mit feinen Härchen besetzt (Flimmergeißel), die andere Geißel ist viel kürzer und glatt. Die nach vorne gerichtete Flimmergeißel hat die Funktion einer Zuggeißel, während die nach hinten gerichtete kurze und glatte Geißel als Schleppgeißel dient [1, 3].

Plastiden

Die gelben oder gelbbraunen Plastiden sind von vier Membranen umgeben, was für eine sekundäre Endosymbiose spricht. Man geht davon aus, dass die Heterokontophyten-Zellen in Symbiose mit Rotalgen leben.

Reservestoffe

Bei den Reservestoffen der Heterokontophyten handelt es sich um die Polysaccharide Chrysolaminarin und Mannitol. Diese Reservepolysaccharide werden in speziellen Vakuolen außerhalb des Chloroplasten gespeichert [3]. Oft wird auch Öl als energiereicher Reservestoff eingesetzt [1].

Zellwände

Die Ausstattung mit Zellwänden ist bei den Heterokontophyten nicht einheitlich. Es gibt Arten, die überhaupt keine Zellwand besitzen, einige Arten haben Zellwände aus Cellulose, oft sind die organischen Zellwände durch Kieselsäureablagerungen, -schalen oder -plättchen verstärkt [1].

System

Die systematische Stellung der Heterokontophyten ist noch umstritten. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler bilden sie eine eigene Abteilung innerhalb des Reichs der Protisten (Protista), wobei sie dem Unterreich der Stramenopilen zugerechnet werden. Die Abteilung Heterokontophyta fasst die Klasse Phaeophyceae (Braunalgen) und die Chrysophyta (Goldalgen) zusammen, die ihrerseits aus den vier Klassen Xanthophyceae, Chrysophyceae, Bacillariophyceae (Diatomeen) und Oomycophyceae bestehen [3].

Bacillariophyceae (Kieselalgen)

Verschiedene Kieselalgen
Pentecost, Allan [Artist] (2016), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die artenreichste Klasse (ca. 10.000 Arten) der Heterokontophyten sind nach Strasburger [1] die Bacillariophyceae (Diatomeen bzw. Kieselalgen). Kieselalgen haben Sie sicherlich schon einmal irgendwo gesehen. Die Zellen befinden sich in einer Art "Tupperschale" aus Silikaten mit einer unteren Hälfte und einer oberen Hälfte (Deckel).

Kieselalgen

Auf dieser Wikipedia-Seite finden Sie viele weitere Fakten zum Thema Kieselalgen, und außerdem sehr schöne Abbildungen.

Chrysophyceae (Goldalgen)

Diese Klasse der Heterokontophyten umfasst "nur" 1000 bis 1200 Arten.

Verschiedene Goldalgen
Pentecost, Allan [Artist] (2016), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Dieses Bild aus der Wikipedia zeigt einen kleinen Teil der Vielfalt der Goldalgen. Die Färbung dieser Algen ist auf die Plastiden zurückzuführen, in denen neben den Photosynthesepigmenten Chlorophyll a und c auch Carotine und vor allem verschiedene Xanthophylle vorhanden sind. Vor allem die Xanthophylle sind für die goldbraune Färbung der Algen verantwortlich.

Goldbraune Algen

Dieser Artikel in der Wikipedia enthält zahlreiche Informationen und Bilder zu diesem Thema.

Xanthophyceae

Eine weitere Klasse der Heterokontophyten sind die Xanthophyceae, oft auch als gelbgrüne Algen bezeichnet.

Ein paar Vertreter der Xanthophyceae
Pentecost, Allan [Artist] (2016), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die Klasse der Xanthophyceae umfasst ca. 600 Arten, die meistens im Süßwasser leben [1].

Gelbgrüne Algen

Auch dieser Artikel der Wikipedia enthält viele Informationen und Bilder zu den Xanthophyceae.

Phaeophyceae (Braunalgen)

Diese braun gefärbten Algen kennt jeder, der schon einmal Urlaub an der See gemacht hat. Es handelt sich nämlich um die großen Tange, die teils sehr komplex aufgebaut sind. Einzellige Braunalgen kommen nicht vor, die Zellen bilden mindestens einfache und lange Fäden, oft aber auch große, an Landpflanzen erinnernde Gewebethalli.

Sägetang (Fucus serratus)
User:Stemonitis, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons

Braunalgen

Dieser umfangreiche Wikipedia-Artikel enthält zahlreiche Informationen und Bild zu Braunalgen sowie Links auf Seiten zu bestimmten Arten der Braunalgen.

Die wohl bekanntesten Ordnungen der Braunalgen sind die Fucales mit ca. 520 Arten und die Laminariales mit ca. 130 Arten. Zu den Fucales gehören eigentlich alle typischen "Seetange", zum Beispiel der Knotentang oder der Rinnentang. Die Vertreter der Laminariales bilden im Meer große Tangwälder. Der Riesentang, der über 60 m lang werden kann, gehört zum Beispiel zu dieser Ordnung.

Phylogenic relationsships of the 'golden algae'

Wer ganz genau wissen will, wie es mit der Verwandtschaft der verschiedenen eukaryotischen Algentypen aussieht, sollte sich diese Original-Arbeit von Medlin et al. aus dem Jahre 1997 ansehen. Die lange PDF-Datei enthält jede Menge DNA-Stammbäume dieser Algen. Nur für absolute Profis, also für Leute, die gerade ihre Master- oder sogar Doktorarbeit auf diesem Gebiet schreiben.

Quellen:

  1. Kadereit , Körner, Nick, Sonnewald: Strasburger - Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften, 38. Auflage, Springer Berlin Heidelberg 2021.
  2. Gemeinholzer, Birgit, Systematik der Pflanzen kompakt, Springer Spektrum 2018.
  3. Wikipedia, Artikel "Haptophyta"