Helmichs Biologie-Lexikon

Proteinoide

1958 führte der amerikanische Biochemicker Sidney Fox folgenden Versuch durch: Er erhitzte ein trockenes Gemisch von Aminosäuren drei Stunden auf 180 Grad Celsius, trocknete die zähe braune Massse, der er so erhielt, zermörserte das trockene Produkt und mischte es dann mit Wasser.

Auf diese Weise erhielt er (mit einer Ausbeute von ca. 15%) wasserlösliche Polypeptide, die aus durchschnittlich 50 Aminosäuren bestanden. Fox nannte diese künstlich hergestellten Polypeptide dann Proteinoide, also "proteinähnliche Stoffe". Interessanterweise war die Aminosäuresequenz dieser Proteinoide nicht rein zufällig, sondern teilweise reproduzierbar. Offensichtlich verbinden sich bestimmte Aminosäuren gern mit bestimmten anderen Aminosäuren.

Ein Jahr später, 1959, konnten Fox und seine Mitarbeiter K. Harada, and J. Kendrick sehen, dass diese Proteinoide kleine Bläschen bildeten, die sie dann als "Mikrosphären" bezeichneten und für Vorläufer von Zellen hielten.

1979 konnte der deutsche Biochemiker Klaus Dose zeigen, dass eines der nach dem Fox-Verfahren hergestellten Polypeptide von seiner Struktur her einem Flavin entspricht. Flavine wie zum Beispiel Riboflavin (Vitamin B2) sind Proteine, die in der Natur vorkommen und eine wichtige Rolle bei bestimmten Stoffwechselprozessen spielten.

Die Bedeutung dieser Experimente liegt vor allem in der Evolutionsbiologie : Wie ist das Leben auf der frühen Erde entstanden? Heute ist man allerdings der Meinung, dass die Experimente von Fox zwar interessant sind, aber keineswegs die Entstehung der ersten Zellen oder auch nur der Vorläufer der ersten Zellen nachbilden.