Karmin ist ein intensiv roter organischer Farbstoff, der aus Schildläusen gewonnen wird. Der Hauptbestandteil des Naturstoffs Karmin ist die Karminsäure.

Die Karminsäure
Quelle: Wikipedia, Artikel "Karmin", Autor: Dschanz, Lizenz: public domain
"Karmin" wird als Bezeichnung für verschiedene rote Farbstoffe verwendet, die aus Läusen gewonnen werden. Das echte Karmin wird allerdings aus südamerikanischen Cochenilleschildläusen (Dactylopius coccus) hergestellt.
Herstellung
Bereits vor der Entdeckung Amerikas durch Columbus stellten die Einwohner Südamerikas und vor allem Mexikos tonnenweise Karmin aus den weiblichen Schildläusen her. Die Tiere bilden den Farbstoff wahrscheinlich zur Abwehr von Fressfeinden und Parasiten [1]. Weil rote Farbstoffe aus Pflanzen sehr schwer zu gewinnen sind und dann auch nicht lange haltbar sind, wurden Schildläuse in Südamerika regelrecht gezüchtet. Im Laufe der Zeit entstand eine domestizierte Form der Schildlaus, deren Weibchen ungefähr doppelt so groß waren wie die ursprüngliche freilebende Art, und die wesentlich mehr Karminsäure enthielten. Die Zucht der Schildläuse war sehr aufwendig, denn sie sind sehr empfindlich, was Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen angeht. Zur Aufzucht musste zunächst die Pflanze angebaut werden, auf denen die Schildläuse leben, nämlich eine bestimmte Opuntienart (Opuntia ficus-indica).

Schildläuse werden von einer Opuntie abgebürstet
Quelle: Wikipedia, Artikel "Cochenilleschildlaus, Autor: José Antonio de Alzate y Ramírez (1737 – 1799), Lizenz: public domain
Um an die Karminsäure der Schildläuse zu gelangen, wurden die Tiere vorsichtig von den Kakteen entfernt, dann mehrere Tage der prallen Sonne ausgesetzt, wo sie eintrockneten. Dann wurden die Läuse gekocht. Aus dem so gewonnenen Sud konnte die Karminsäure dann ausgefällt werden. Anschließend wurde der Sud filtriert und der Rückstand dann getrocknet.
Um ein Kilogramm Karmin herzustellen, mussten bis zu 140.000 Tiere sterben.
Ab ca. 1860 ging die Nachfrage nach diesem Naturfarbstoff langsam zurück, weil die chemische Industrie inzwischen künstliche Farbstoffe herstellen konnte, die gleiche oder sogar noch bessere Eigenschaften hatten als die Naturfarbstoffe. Im 20. Jahrhundert wurde wieder etwas mehr Karmin produziert, weil die Nachfrage nach Naturfarbstoffen wieder anstiegt.
Verwendung
Karmin wird heute vielfältig verwendet, es ist der oxidationsbeständigste Naturfarbstoff überhaupt und stabiler als manche synthetischen Farbstoffe [1]. Als Lebensmittelfarbstoff ist Karmin unter der Nummer E 120 zugelassen und findet in Fleisch- und Wurstwaren, Marmeladen und Süßigkeiten Verwendung und in vielen anderen rot gefärbten Lebensmitteln. Auch in Kosmetika (Lippenstifte), Arzneimitteln, Malfarben und Textilien wird Karmin eingesetzt [3]. Echtes Karmin wird allerdings nur noch selten eingesetzt, meistens handelt es sich um Karmin, das aus anderen Läusen gewonnen wird oder um synthetisches Karmin (E 124).
Die Kaffeekette Starbucks hatte im Jahre 2012 Probleme mit dem Farbstoff. Sie färbten ihren Kaffee nämlich mit aus Läusen gewonnenem Karmin, bewarben und verkauften den Kaffee aber als vegan! [3]
Quellen:
- Wikipedia, Artikel "Cochenilleschildlaus"
- Wikipedia, Artikel "Karmin"
- E 120: Karmin auf Netdoktor.de