Helmichs Biologie-Lexikon

Homologiekriterien

"Ende des 19. und im 20. Jahrhundert (setzte bei der Verwendung des Homolgiebegriffs, Anm. Helmich) eine methodische Verwilderung ein, die zu absurden Behauptungen führte. Beispiele sind die Ableitung der Wale von Ichthyosauriern und die getrennte Zurückführung verschiedener Wirbeltiere auf verschiedene Flagellaten aufgrund bestimmter Spermienmerkmale." [1]

Um eine solche "methodische Verwilderung" bei der Verwendung des Homologiebegriffs zu verhindern, entwickelten Biologen wie Adolf Remane die sogenannten Homologiekriterien.

Das wohl wichtigste und bekannteste Homologiekriterium ist das Kriterium der Lage.

Kriterium der Lage

Zwei Organe sind einander homolog, wenn sie in relativer Lage und Anzahl übereinstimmen.

Dies ist z.B. bei den Säugetierextremitäten der Fall. Die Reihenfolge der Knochen ist immer gleich: Oberarm, Unterarm, Handwurzel etc., und die Zahl der Knochen ist - in gewissen Grenzen - auch gleich.

Homologien der Vorderextremitäten von Mensch, Hund, Vögeln und Walen
Quelle: Wikipedia, Artikel "Homologie", Autor: Vladlen666, Lizenz: Public domain.

Auch bei den Insektenbeinen kann das Kriterium der Lage angewandt werden, um die Homologie zu erkennen. Für die Verdauungsorgane der Wirbeltiere (Mund - Speiseröhre - Magen - Darm - After), den Aufbau des Säugetierherzens (linke Kammer, rechte Kammer, zwei Vorhöfe) und viele andere Beispiele trifft dieses Kriterium ebenfalls zu.

Biologiestudenten und natürlich auch Biologiestudentinnen profitieren davon. Wenn sie den Bauplan eines Säugetiers wie z.B.der Ratte untersucht haben, ist ihnen auch der Aufbau der meisten anderen Säugetiere bekannt. Die antiken Ärzte Roms und Griechenlands haben ihre anatomischen Studien z.B. grundsätzlich nur an Tierleichen betrieben, konnten aber trotzdem Menschen operieren, weil diese im inneren Aufbau den Säugetieren ähneln.

Quellen:

  1. Storch, Volker; Welsch, Ulrich; Wink, Michael. Evolutionsbiologie (German Edition) (S.146). Springer Berlin Heidelberg.