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Tasthaare einer Jagdspinne

Die Große Wanderspinne

Die in Südamerika lebende Große Wanderspinne Cupiennius salei legt kein Spinnennetz an, sondern erlegt Beutetiere als Lauerjäger. In das Beuteschema der vergleichsweise großen Spinne fallen dabei neben anderen Gliederfüßern auch kleinere Wirbeltiere. Diese Spinnenart wird gelegentlich auch als "Bananenspinne" bezeichnet, was daher rührt, dass einzelne Exemplare der Art gelegentlich an Bananenstauden befindlich von Mittelamerika aus in andere Kontinente exportiert werden [1].

siehe folgenden Text

Die Große Wanderspinne Cupiennius salei
Quelle: Wikipedia. Autor: Stuart J. Longhorn
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Eigentlich ist Cupiennius salei keine "richtige" Jagdspinne, denn meistens sitzt sie irgendwo verborgen und lautert ihrer Beute auf. Nur gelegentlich jagd sie ihrer Beute hinterher. Erst wenn ein Beutetier in unmittelbare Nähe des lauernden Jägers kommt oder es die Spinne sogar berührt, stürzt sich Cupiennius salei im Bruchteil einer Sekunde auf die Beute [1].

Obwohl Cupiennius salei über einen gut entwickelten Sehsinn verfügt, kommt bei der Ortung des Beutetieres bevorzugt der Vibrationssinn der Spinne zum Einsatz kommt.

Der Vibrationssinn von Cupiennius salei

In der Cuticula (dem Außenskelett) von Cupiennius salei gibt es viele kleine Sinnesborsten, die auf kleinste Luftbewegungen reagieren, wie sie von vorbeifliegenden Beute-Insekten hervorgerufen werden. Diese Borsten sind mit einer dehnbaren Haut verknüpft, die wiederum direkt mit umgebildeten Nervenzellen verbunden ist.

siehe folgenden Text

Ein Ausschnitt aus dem Bein der Wanderspinne. Die Borste ist direkt mit dem Dendriten einer Sinneszelle verbunden.
Autor: Ulrich Helmich, stark vereinfacht nach einer Zeichnung aus [2].

Diese Nervenzellen haben nicht viele kurze verzweigte Dendriten, wie eine normale Nervenzelle, sondern einen langen und dicken Dendriten. In diesem Dendriten sitzen mechanisch gesteuerte Natrium-Kanäle. Die Kanalproteine sind wiederum mit Ausläufern der Sinnesborsten verbunden. Wird nun eine solche Borste durch eine Luftbewegung nach links ausgelenkt, so wird die Öffnung des Natriumkanals etwas größer, so dass Natrium-Ionen mit dem Konzentrationsgefälle in die Zelle diffundieren können. Es kommt dann zu einer Depolarisierung der Nervenzellmembran, das Membranpotenzial steigt von -70 mV auf beispielsweise -40 mV.

Wird die Borste dagegen nach rechts ausgelenkt, führt das zu einer Verengung des Natrium-Kanals. Es können jetzt überhaupt keine Natrium-Ionen mehr in die Zelle eindringen.

Bildung eines Rezeptorpotenzials über einen mechanisch gesteuerten Natriumkanal

Im Normalzustand, wenn die Borste nicht ausgelenkt ist, dringen stets einige Natrium-Ionen durch diese Kanäle in die Zelle ein, werden aber durch die Natrium-Kalium-Pumpe wieder heraus transportiert, dadurch wird eine konstantes Ruhepotenzial von -70 mV aufrecht erhalten. Kommen aber gar keine Natrium-Ionen mehr in die Zelle, so arbeitet die Natrium-Kalium-Pumpe trotzdem weiter und befördert munter immer mehr Natrium-Ionen ins Außenmedium. Dadurch wird es auf der Innenseite der Membran immer negativer, es kommt zu einer Hyperpolarisierung.

Quellen:

  1. Wikipedia, Artikel "Große Wanderspinne", abgerufen am 24.10.2020
  2. Grüne Reihe Neurobiologie, Westermann-Verlag 2015