Helmichs Biologie-Lexikon

Zweckmäßigkeit

Die Zweckmäßigkeit ist ein Begriff, der bei der Evolutionstheorie eine wichtige Rolle spielt. Die Angepasstheiten der Lebewesen an ihre Umwelt unterliegen dem Prinzip der Zweckmäßigkeit.

Das "Gegenteil" von Zweckmäßigkeit im Rahmen der Evolutionsbiologie ist die Zweckbestimmtheit.

Zrzavý führt in seinem Buch ein schönes Beispiel an, um den Unterschied zwischen Zweckmäßigkeit und Zweckbestimmtheit zu verdeutlichen.

Eine Bakterieninfektion kann sowohl mit Antibiotika wie auch mit Beschwörungen behandelt werden. Beides ist zweckbestimmt, die Infektion soll beseitigt werden. Aber nur die Behandlung mit Antibiotika führt tatsächlich zum Erfolg, also ist sie nicht nur zweckbestimmt, sondern auch zweckmäßig.

Ein anderes Beispiel - wieder aus dem Zrzavý-Buch: Eine Computertastatur ist zweckbestimmt. Sie wurde entworfen, damit man Buchstaben und Zeichen in den Computer eintippen kann. Zweckmäßig ist sie allerdings nicht, es gibt viel bessere Alternativen für Tastaturen.

Die natürliche Auslese, einer der wichtigen Motoren der Evolution, ist nicht zweckbestimmt, aber sie ist zweckmäßig. Zweckbestimmt wäre sie, wenn sie von einem intelligenten Designer, einem Gott, einer außerirdischen Zivilsation etc. gesteuert würde. Zweckmäßig ist sie, weil sie zu einer besseren Anpassung an die gerade herrschenden Umweltbedingungen führt.

Bereits Menschen vor Darwin fiel die Zweckmäßigkeit vieler Eigenschaften von Tieren und Pflanzen auf. Zrzavý wundert sich in seinem Buch, warum der Darwinismus erst so spät aufkam. Jedem intelligenten Naturbeobachter hätte doch eigentlich schon viel früher das Phänomen der natürlichen Auslese auffallen müssen.

Warum sind so viele Eigenschaften zweckmäßig?

Auch auf diese wichtige Frage hat Zrzavý eine geniale Antwort:

"Die zweckmäßigen Eigenschaften sehen wir deshalb um uns herum, weil die unzweckmäßigen nicht erhalten blieben."

Quellen:

  1. Zrzavý, Jan; Burda, Hynek; Storch, David; Begall, Sabine; Mihulka, Stanislav. Evolution (German Edition) (S.26). Springer Berlin Heidelberg. Kindle-Version.