Helmichs Biologie-Lexikon

Toxoplasmose

Die Toxoplasmose ist eine weit verbreitete parasitäre Infektionskrankheit, die durch den Einzeller Toxoplasma gondii verursacht wird.

Vier Toxoplasmen, die sich gerade vermehren
Image provided by Ke Heu and John M. Murray, Lizenz: https://www.plos.org/open-access/

Auf diesem Bild aus der engl. Wikipedia sieht man vier Toxoplasmose-Zellen, in denen sich gerade mehrere Tochterzellen entwickeln.

Dieser Parasit kann eine Vielzahl von Säugetieren und Vögeln infizieren, und auch den Menschen. Toxoplasma gondii ist weltweit verbreitet und kann in verschiedenen Umgebungen vorkommen, darunter Boden, Wasser und rohes Fleisch.

Entwicklungszyklus

Die Übertragung der Toxoplasmose kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Die häufigste Infektionsquelle für den Menschen sind jedoch infizierte Katzen. Die Parasiten vermehren sich im Darm der Katzen und werden dann mit den Kotabfällen ausgeschieden. Wenn eine Person kontaminierten Katzenkot berührt, können die Parasiten in den Körper gelangen und eine Infektion verursachen. Eine weitere wichtige Übertragungsquelle sind unzureichend gegartes Fleisch und kontaminiertes Obst oder Gemüse.

Der Lebenszyklus von Toxoplasma gondii
Autor: Lady of Hats, Übersetzung: Furfur, Lizenz: Public domain

Der Lebenszyklus des Toxoplasmose-Erregers Toxoplasma gondii findet in zwei verschiedenen Wirten statt, die meistens als Hauptwirt und Zwischenwirt bezeichnet werden. Am Beispiel von Katze und Maus soll dieser Lebenszyklus nun einmal erläutert werden. Ich orientiere mich dabei an den hervorragenden Artikeln in dem DocCheckFlexikon über den Toxoplasmose-Erreger Toxoplasma gondii [3] sowie auf Bionity.com [4].

Entwicklung im Endwirt

Die Katze frisst Mäuse, Vögel und andere kleinere Tiere. Enthält das Fleisch dieser Beute Zysten mit dem Erreger, dann infiziert sich die Katze. Diese Zysten enthalten hunderte bis tausende Einzelparasiten, die als Bradyzoiten bezeichnet werden.

Bradyzoiten sind die sessile (nicht bewegliche) Form des Toxoplasmose-Erregers. Die B. teilen sich relativ langsam.

Im Dünndarm der Katze wird die Wand der Zysten durch Verdauungsenzyme aufgelöst, und die Bradyzoiten werden freigesetzt. Diese dringen dann in die Enterozyten des hinteren Dünndarmepithels ein.

In diesen Zellen findet nun eine ungeschlechtliche Fortpflanzung statt, die als Schizogonie bezeichnet wird. Dabei entstehen nicht etwa viele kleine Zellen, sondern es bildet sich eine große Zelle mit vielen Zellkernen, die man Schizont nennt.

Bei dieser Schizogonie finden also Mitosen statt, aber keine Zellteilungen.

Schließlich zerfallen die Schizonten, und es werden jeweils viele Merozoiten freigesetzt. Die Dünndarmzellen brechen dann auf, und die Merozoiten werden in das Darmlumen freigesetzt. Dann befallen sie weitere Zellen, bilden dort neue Schizonten, die sich wieder vermehren. Es finden mehrere solche asexuellen Teilungszyklen statt.

Neben der asexuellen Vermehrung findet aber auch eine sexuelle Vermehrung statt. Dabei werden aus den Bradyzoiten Makrogamonten und Mikrogamonten gebildet. Das sind quasi die Mutterzellen für die eigentlichen Gameten. Die Makrogamonten bilden dann "weibliche" Makrogameten ("Eizellen") während die Mikrogamonten "männliche" Mikrogameten bilden ("Spermien"). Nach der Befruchtung bildet sich eine diploide Zygote, die dann zu einer Oocyste ausreift. Dabei handelt es sich um eine ca. 10 µm große Dauerform.

Die Oocysten werden dann zu Tausenden mit dem Kot der Katze ausgeschieden. Außerhalb der Katze entwickeln sich die Oocysten noch weiter. Man sagt, die Oocyste sporuliert. Dabei bilden sich zwei Sporocysten. Jeder Sporocyst besteht aus einer Sporocystenwand und darin befindlich vier länglichen Sporozoiten. Eine solche Oocyste ist bis zu fünf Jahre infektionsfähig [4].

Entwicklung im Zwischenwirt

Wenn dann eine Maus, ein anderer kleiner Säuger oder ein Vogel diese Oocysten mit dem Kot einer Katze aufnimmt, beginnt der zweite Abschnitt des Entwicklungszyklus.

Im Dünndarm des Zwischenwirts werden zunächst die Wände der Oocysten, und dann die Wände der darin befindlichen Sporocysten enzymatisch abgebaut - verdaut sozusagen.

Die freigesetzten Sporozoiten wandern dann in die Zellen des Darmepithels.

Dort findet dann eine weitere asexuelle Vermehrung statt, die als Endodyogenie bezeichnet wird. Jeder Sporozoit bildet dabei mehrere Tachyzoiten. Das sind sichelförmig gebogene, 4 bis 8 µm lange Zellen, die einen intensiven Stoffwechsel haben und sich daher schnell wieder teilen können.

Die Tachyzoiten treten aus dem Darmepithel in den Blutkreislauf über und in das Lymphsystem. Von dort aus gelangen sie in alle möglichen Körperzellen, vor allem in Muskel- und Nervenzellen, sie befallen aber auch die Makrophagen (Fresszellen) des Immunsystems. In diesen Zellen vermehren sich die Tachyzoiten weiter asexuell.

Irgendwann "merkt" das Immunsystem des Zwischenwirts den Befall durch Parasiten und reagiert. Wenn dann die Immunantwort des Zwischenwirts einsetzt, ändern die Tachyzoiten ihre Strategie. Sie wandeln sich in Bradyzoiten um und teilen sich nur noch recht langsam. Die Tochterzellen umgeben sich dann in den Wirtszellen mit einer Zystenwand. In diesen Zysten vermehren sich die Bradyzoiten weiter, so dass eine solche Zyste schließlich hunderte bis tausende Bradyzoiten enthalten kann [3,4].

Wenn eine Katze dann eine infizierte Maus frisst, geht der Zyklus wieder von vorne los.

Toxoplasmose beim Menschen

Die meisten Menschen, die sich mit Toxoplasma gondii infizieren, zeigen keine oder nur milde Symptome, die einer grippeähnlichen Erkrankung ähneln können. Bei immungeschwächten Personen wie Neugeborenen, schwangeren Frauen und Personen mit geschwächtem Immunsystem kann die Infektion jedoch schwerwiegendere Auswirkungen haben. Bei schwangeren Frauen besteht das Risiko einer Übertragung des Parasiten auf den Fötus, was zu Fehlgeburten, Frühgeburten oder angeborenen Fehlbildungen führen kann. Bei immungeschwächten Personen kann die Toxoplasmose zu schweren Krankheitsbildern wie Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) oder Pneumonie (Lungenentzündung) führen.

Diagnose und Behandlung:

Die Diagnose der Toxoplasmose erfolgt in der Regel durch Blutuntersuchungen, bei denen nach Antikörpern gegen den Erreger gesucht wird. Vor allem schwangeren Frauen sollten sich auf Toxoplasmose untersuchen lassen.

Die Behandlung der Toxoplasmose erfolgt in der Regel mit antiparasitären Medikamenten. Bei immungeschwächten Personen kann eine langfristige Behandlung erforderlich sein.

Prävention:

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um einer Toxoplasmose-Infektion vorzubeugen. Dazu gehören:

  • Gründliches Händewaschen nach dem Kontakt mit Erde, rohem Fleisch oder Katzenkot.
  • Kein rohes oder unzureichend gegartes Fleisch essen.
  • Obst und Gemüse gründlich waschen oder schälen.
  • Vermeidung des Kontakts mit streunenden Katzen, falls doch, hinterher gründlich Hände waschen.
  • Wenn man eine Hauskatze hat, sollte das Katzenklo täglich gereinigt werden, vor allem dann, wenn die Katze das Haus verlassen darf. Danach gründlich Hände waschen.

Quellen:

  1. "Toxoplasmose" auf MSDManuals.com
  2. "Toxoplasmose" in der Wikipedia.
  3. Toxoplasma gondii im DocCheck Flexikon
  4. Toxoplasma gondii auf Bionity.com